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5. Wissenswertes für den Skatspieler
5.1 Nullspiele und Grand
Die Nullspiele sind erst nachträglich ins System der
übrigen Spiele eingebaut worden. Sie sind sozusagen
Eindringlinge und stellen das Spielverfahren geradezu auf den Kopf.
Will man beim Farbspiel und beim Grand möglichst viele Stiche
und Augen einheimsen, so gilt es bei den Nullspielen umgekehrt, sie
erfolgreich abzuwehren. Da Gewinnstufen fehlen, setzte man bei den
Nullspielen von Anfang an nur unveränderliche Spielwerte ein.
Ihre endgültige Einführung in den Systembau der Skatordnung
ist nur aus ihrer geschichtlichen Entwicklung verständlich. Geht
man nun auf den geschichtlichen Ausgangspunkt der Einreihung der
Nullspiele zurück, so erweist sich, dass man die beiden
Nullspiele mit Skataufnahme (Null und Null ouvert) mit 23 und 46
zwischen Pik und Kreuz mit je 2 und 4 Fällen einsetzte. Was lag
nun näher, als auch die zwei Handspiele (Null-Hand und Null
ouvert-Hand) nach gleichem Gesichtspunkt einzureihen, also zwischen
Pik und Kreuz mit je 3 und 5 Fällen. Es stehen nunmehr:
Null mit 23 |
Null-ouvert mit 46 |
zwischen 22 und 25 |
zwischen 44 und 48 |
(Pik - Kreuz mit 2 Fällen) |
(Pik - Kreuz mit 4 Fällen) |
Null-Hand mit 35 |
Null ouvert-Hand mit 59 |
zwischen 33 und 36 |
zwischen 55 und 60 |
(Pik - Kreuz mit 3 Fällen) |
(Pik - Kreuz mit 5 Fällen) |
Man erhielt so eine Spielwertsteigerung innerhalb der 4
Nullspiele, die derjenigen aller übrigen entspricht und sich
harmonisch ins System des Skats einfügt. Bei allen Nullspielen
ist die Reihenfolge der Karten: 7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König,
Ass. Bei Null ouvert und Null ouvert-Hand muss der Alleinspieler
seine zehn Karten sofort auflegen, der 1. Stich wird also nicht
verdeckt gespielt (SkO 2. 2. 5). Unlösbar mit dieser neuen
Eingliederung der Nullspiele war allerdings auch die Neufestsetzung
des Grundwertes für Grand mit 24 verbunden. Der Grand soll
seinem Namen nach das alles beherrschende Spiel sein. Bei einem
Grundwert von nur 20 aber erreicht er in seinem niedrigsten Falle nur
einen Wert von 40 Punkten und kann von jedem Null ouvert
überboten werden. Er ist dann aber nicht das "große
Spiel". Dieses Missverhältnis war beseitigt durch Erhöhung
des Grundwertes auf 24, wodurch der einfache Grand jeden Null ouvert
überbietet, da er 48 Punkte zählt.
5.2 Der Grand ouvert
Der Grand ouvert ist das höchste Spiel, das es im gibt.
Sein Grundwert beträgt 24. Im Höchstfalle rechnet er
mit 4 Buben 11 Fälle, und zwar: Mit 4, Spiel 5, Hand 6,
Schneider 7, Schneider angesagt 8, Schwarz 9, Schwarz angesagt 10,
offen 11 ; 11 x 24 = 264 Punkte. Er ist immer ein Handspiel, der Skat
bleibt also uneingesehen liegen. Wie bei allen Spielen im Skat spielt
auch hier Vorhand aus. Der Alleinspieler muss seine zehn Handkarten
vor Beginn des Spiels, also bevor Vorhand ausspielt, auflegen. Er
muss alle zehn Stiche machen, um zu gewinnen, es genügen nicht
nur 120 Augen. Es ist eine falsche Meinung, dass ein Grand ouvert nur
dann gespielt werden darf, wenn er; die Gegner mögen spielen,
wie sie wollen, in jedem Fall gewonnen wird. Im Skat kann jedes Spiel
sowohl gewonnen als auch verloren werden, mithin auch der Grand
ouvert.
5.3 Schneider- und Schwarzansage
Schneider und Schwarz können nur bei Handspielen angesagt
werden. Schwarz zählt auch bei Handspielen nur einen Fall.
Während es bei "Spielen mit Skataufnahme" 3 Gewinnstufen gibt,
gibt es bei den Handspielen deren sieben (SkO 5. 2. 1), weil hier die
Gewinnstufen "Hand", "Schneider angesagt", "Schwarz angesagt" und
"Offen" hinzukommen.
5.4 Das 61. Auge gewinnt
Mit dem Erreichen des 61. Auges ist jedes Farb- oder Grandspiel
für den Alleinspieler bei regelgerechter Spieldurchführung
gewonnen, es sei denn, er ist zur Erringung einer höheren
Gewinnstufe verpflichtet. Das Weiterspielen auf Schneider oder
Schwarz bedeutet nur den Versuch, eine Steigerung des erworbenen
Spielwertes zu erreichen. Verstößt die gewinnende Partei im
Weiterspiel gegen eine Spielregel, so wird dadurch nur die
Wertsteigerung unmöglich, das Spiel selbst aber bleibt gewonnen.
Wie bei einem Rennen mit dem Zerreißen des Zielbandes der Sieg
unwiderruflich feststeht, so ist es auch hier mit dem 61. Auge
für den Alleinspieler. Ein Spiel, das bereits gewonnen ist, kann
nie mehr verloren werden.
5.5 Überreizte Spiele
Überreizte Spiele können sowohl Handspiele als auch
solche mit Skataufnahme sein. Es ist selbstverständlich, dass
der Alleinspieler bei einem überreizten Kreuz - Handspiel auch
ein solches bezahlen muss, wenn es zum Teil oder zu Ende gespielt
worden ist. Er muss dann so viel Mal den Grundwert von Kreuz (12)
bezahlen, bis seine Reizhöhe mindestens erreicht ist, bei
gereizten 40 mithin 48. Anders hingegen ist es bei überreizten
Spielen "mit Skataufnahme". Hier kann der Alleinspieler sofort nach
Aufnahme des Skates feststellen, dass er sich überreizt hat.
Nimmt er z. B. bei gebotenen 30 den Skat auf, um ein Pikspiel ohne 2
zu spielen, und findet im Skat den Kreuz-Buben, dann kann er
versuchen, seine Gegner in Pik Schneider zu machen. Er kann sich aber
auch zu einem Grand entschließen. Erscheint ihm beides nicht
möglich, dann kann er sich sofort legen oder strecken, d. h. er
gibt sein Spiel auf. Nun werden ihm keinesfalls nur 30 zu
verdoppelnde Punkte abgeschrieben, sondern er muss erst ein Spiel
ansagen, das ihm dann verdoppelt abgeschrieben wird. Da er 30 geboten
oder gehalten hatte, käme er am billigsten weg mit einem
Herzspiel mit 30, verloren 60. Spielt aber der Alleinspieler ein
Herz-Handspiel ohne 2, das er bei einem Gebot von 40 erhalten hatte,
und das Spiel wird durch einen Fehler (z. B. Nichtbedienen der
Gegenpartei) vorzeitig beendet, wobei sich beim Ansehen des Skates
herausstellt, dass der Kreuz-Bube im Skat liegt dann hat er sein
Spiel Herz mit einem, Hand, Schneider trotzdem gewonnen.
Voraussetzung ist, dass die Gegenspieler in den bis zum Begehen des
Fehlers von ihnen eingebrachten, Stichen und Augen noch nicht aus dem
Schneider waren. Hatten sie jedoch bereits mehr als 30 Augen
erreicht, so hatten sie das Spiel damit schon gewonnen. Dieses
Gewinns können sie auch nicht mehr durch das nachträgliche
Begehen eines Fehlers verlustig gehen; denn ein Spiel, das bereits
gewonnen ist, kann nie mehr verloren werden.
5.6 Offene Spiele
Zu den offenen Spielen gehören der "Grand ouvert", die beiden
Nullspiele "Null ouvert" und "Null ouvert-Hand" sowie die "offenen
Farbhandspiele". Bei allen offenen Spielen muss der Alleinspieler
seine zehn Karten sofort auflegen, bevor Vorhand die erste Karte
ausgespielt hat. Es wird also kein Stich verdeckt gespielt. Der
Alleinspieler muss beim Grand ouvert und bei allen offenen
Farbhandspielen seine Gegner Schwarz machen, d. h. alle zehn Stiche
bekommen. 120 Augen genügen allein nicht. Diese Spiele
müssen ohne Skataufnahme durchgeführt werden. Bei allen
offenen Spielen spielt wie immer Vorhand aus. Die "offenen
Farbspiele" sind leider noch zu wenig bekannt. Sie wurden durch den
XIV. Deutschen Skatkongress neu eingeführt. Sie sind eine
weitere logische Feinheit im Skatspiel. Man kann einen Grand offen
spielen (Grand ouvert), man kann zwei Nullspiele offen spielen (Null
ouvert, Null ouvert-Hand), folglich muss man auch Farbspiele "offen"
spielen können. Von dieser Logik ließ sich der Skatkongress
1937 leiten, als er die offenen Farbhandspiele einführte. Sie
sind selbstverständlich selten. Hat z. B. ein Spieler außer
den vier Buben noch Kreuz-Dame, -9 und -8, dazu Pik-Ass, -10 und
-König, dann wird er in Vorhand ein "offenes Kreuz-Handspiel"
spielen und seine Gegner unbedingt Schwarz machen. Ein Grand geht
leicht verloren, denn wenn in Hinterhand alle anderen vier Karten von
Kreuz sitzen und Mittelhand 32 Augen wimmeln kann, da der
Alleinspieler die Kreuz-Dame zugeben muss. Hätte er in Kreuz nur
7, 8 und 9, wäre ein Grand unverlierbar.
5.7 Abgekürzte Spiele
Jedes Spiel, das nicht zu Ende gespielt wird, ist ein
abgekürztes Spiel. Zu den abgekürzten Spielen gehören
diejenigen, die vom Alleinspieler sofort oder nach dem ersten Stich
als verloren aufgegeben werden. Eine spätere Aufgabe von seiten
des Alleinspielers ist nur mit Zustimmung eines Gegenspielers
möglich. Zu den abgekürzten Spielen gehören weiter
diejenigen, die durch einen Fehler einer Partei (Nichtbedienen,
falsches Ausspielen usw. ) vorzeitig beendet werden. Eine dritte Art
der abgekürzten Spiele ist die, wenn der Alleinspieler seine
Karten auflegt, um das Spiel abzukürzen. Durch das Auflegen oder
Vorzeigen der Karten ohne Abgabe einer zutreffenden Erklärung
zeigt der Alleinspieler an, dass er alle weiteren Stiche macht.
Trifft dies nicht zu, so gehören alle Reststiche der
Gegenpartei. Ein Gegenspieler darf nur dann offen spielen, wenn
er alle weiteren Stiche macht (SkO 4. 3. 5). Auch die
geschenkten Spiele, gehören zu den abgekürzten Spielen.
5.8 Zahlenwunder
Die Wahrscheinlichkeit, dass drei Spieler genau die gleichen
Karten wiederbekommen, ist so gering, dass sich der Fall vielleicht
nie ereignet hat und sich möglicherweise auch in einigen tausend
Jahren nicht ereignen wird. Die Zahl der möglichen
Kartenverteilungen beträgt
2. 753. 294. 408. 504. 640
Es gibt beim Skat 664 verschiedenen Spiele, wobei es klar ist,
dass eine große Zahl nur in der Theorie besteht.
5.9 Unsitten beim Skatspielen
Es gibt Spieler; die sich nicht spielgerecht verhalten. Das
fängt mit dem schlechten Halten der Karten an, so dass andere
Mitspieler in sie hineinsehen können. Auch beim Kartengeben muss
jeder bestrebt sein, die Karten so zu verteilen, das keiner die
Innenseiten erkennen kann. Der Kartengeber ist nicht berechtigt, den
gelegten Skat anzusehen. Ebenso ist es ihm nicht erlaubt, in die
Karten seines rechten und linken Nachbarn zu sehen. Das darf er nur
nach einer Seite hin tun (SkO 3. 5. 4). Jede Bemerkung oder Geste
über den Spielverlauf, den Kartensitz, die erhaltenen Augen usw.
ist verboten (SkO 4. 2. 9). Der faire Mitspieler macht während
des Spiels keine Bemerkungen zum Spielverlauf, er gibt auch nicht
durch Gesten seinen Unwillen kund, wenn sein Partner mal nicht so
spielte, wie er es erwartet hatte. Er hält auch nach dem Spiel
keine sogenannten Leichenreden, sondern macht höchstens eine
kurze Bemerkung darüber; wie das Spiel anders hätte
gespielt werden können.
© January 1999 by Deutscher Skatverband. No rights reserved.
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